Gamswild – Ansprechmerkmale im Winterhaar

Gamswild ansprechen ist selbst für den erfahrenen Bergjäger keine leichte Sache. Erfahrung gepaart mit treffsicherem Gespür gehört dazu. Um dem Unerfahrenen im Ansprechen des Gamswildes eine Hilfe in die Hand zu geben, haben wir die charakteristische Altersmerkmale einzelner Altersstufen von Gamswild im Winterhaar dargestellt.

Das Ansprechen des Gamswildes im Winterhaar bereitet dem Ungeübten große Schwierigkeiten. Wer Gelegenheit bekommt, auf Gams zu jagen, erhält mit diesem Beitrag Anhaltspunkte zum Ansprechen in die Hand. Unabhängig von örtlich verschiedenen Hegerichtlinien in europäischen Gamsvorkommen gibt es ein allgemein gültiges Gebot: die Eingriffe in die mittlere Altersklasse gering halten. Nicht allein der Mensch versucht zu regulieren, der lang anhaltende Bergwinter ist es, der das Gamswild zehndet.

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Warum ist das Ansprechen der Gamsen im Winterhaar auch für den erfahrenen Jäger nicht ganz einfach?

  • Die Unterschiede zwischen Bock und Geiß sind bei Gamswild gering aus geprägt.
  • Im Winter verwischt die ,,dicke Jacke“ wie die Gamsjäger die schwarze Winterdecke nennen, viele Details des Körperbaus.
  • Die Färbung ist beim Gamswild ein relatives Merkmal. Individuelle Schattierungen, Winterzeit- punkt, Gesundheitszustand, saisonale Kondition und nicht zuletzt der Stand der Sonne können über den Grad der ,,Schwärze“ täuschen.
  • Die Krucken allein eignen sich nur bedingt zur Ansprache von Geschlecht und Alter.

Die einzelnen Merkmale erfassen und auf sich wirken lassen, führt zu einem in Etwa Ergebnis. Ob Bock oder Geiß, ob jung, mittelalt oder alt im Rudel und vom Verhalten der einzelnen Stücke zueinander lässt sich dann das ungefähre Alter der Stücke (Kitz und Jahrling ausgenommen) schätzen.

Wie unterscheiden sich Bock und Geiß? Böcke wirken gedrungener, der Träger ist breiter, dadurch erscheint das Haupt im Verhältnis kürzer. Im Vergleich zu etwa gleich alten Geißen sind die Böcke bis zu 10 Prozent größer. Vor allem der starke Brustkorb lässt beim älteren Bock den optischen Schwerpunkt im vorderen Drittel wahrnehmen; der Brustkorb liegt tief, sagt der Gamsjäger. Der Rumpf der Geißen ist auch im älteren Stadium ausgeglichen (Rechteckform ein Vorschlag wie bei älteren Böcken ist kaum wahrzunehmen Zumeist haben Böcke den längeren Bart, aber auch bei den ,,Damenbärten“ gibt es ganz beachtliche Ausnahmen. Das macht auch Sinn, denn beim Scharwild gibt es ebenfalls ständige Rangstreitigkeiten, die durch Imponiergesten wie Bartaufstellen ausgetragen werden.

Was zu wissen wichtig ist: Nicht zur Brunftzeit haben die Gamsen den besten Bart, erst im Januar, wenn bereits Schonzeit ist. Körperlich ausgewachsen sind die Böcke mit ca. 6 Jahren, Geißen mit ca. 4 Jahren. In der Regel sind die Krucken der Böcke dicker und stärker gehakelt. Besonders auffällige (auch auf Entfernung sichtbare) Pechbeläge sprechen dafür, dass es sich um einen Bock handelt. Bei Geißen sind die Krucken im Allgemeinen dünner, weniger gehakelt und stehen weiter auseinander, so dass man mehr Licht dazwischen“ sieht. Dafür kann der Kopfschmuck der Geißen schon mal außergewöhnlich hoch werden, wenn sie längere Zeit kein Kitz führten. Ein Gamslauscher misst etwa 10 cm, daher kann man bei lauscherhohen Krucken eine Länge von 12 bis 15 cm zugrunde legen. Mit 11 bis 16 Jahren hat der Bock seine natürliche Altersgrenze erreicht, während Geißen unter Umständen noch Jahren ein Kitz können. Ausnahmen nach oben und unten sind nicht selten.

Bock-Jährling / Geiß-Jährling

  • Jahrlingsgeißen stehen immer im Mutterrudel (Scharwild)
  • Jahrlingsböcke halten sich im Mutterrudel auf, bilden aber auch Jahrlingsgesellschaften oder Kleinrudel mit zweijährigen Böcken (vorübergehen)
  • wirken hochläufig durch schmalen Rumpf
  • Träger wird stets hochgetragen
  • heller Keulenfleck hebt sich deutlich ab
  • Krucken lauscherhoch mit deutlicher Hakelung beim Jahrlingsbock
  • Schläuche der Jahrlingsböcke sichtbar stärker als bei Jahrlinsgeißen

junger Bock / junge Geiß

  • Rumpf wirkt kurz, da die stämmigen Läufe schneller wachsen
  • beide Geschlechter kräftig dunkel gefärbt mit hellem Keulenfleck
  • mit fünf Jahren Größenwachstum abgeschlossen
  • Zügel klar abgegrenzt
  • beim vierjährigen Bock bereits Pinsel zu erkennen
  • 4-jährige Geiß führt das erste Mal
  • Krucken überragen die Lauscher; Dicke nimmt an der Basis zu; Geißkrucken bekommen Schwung nach außen, Bockkrucken enger gestellt, aber mehr gehakelt als bei der Geiß
  • Böcke bilden Gruppe mit Altersgenossen
  • Geißen stehen im Rudel der führenden Geißen

mittelalter Bock / mittelalte Geiß

  • starker Rumpf wirkt „rechteckig“ und gesamte Körper „kurzbeinig“; Bock und Geiß stark im Wildbret
  • kräftiges „kurzes“ Haupt mit deutlich abgesetzten Zügeln
  • heller Keulenfleck bei Bock und Geiß bis zum achten Jahr sichtbar, Pinsel beim Bock deutlich zu erkennen
  • Böcke dieser Altersklasse tragen ab Dezember die prächtigsten Bärte
  • Bock und Geiß haben bereits gut über die Lauscher auf Bockkrucken sind im unteren Bereich stärker als Geißkrucken, Geißkrucken weniger gehakelt
  • Bock steht nicht mehr im Kleinrudel, wechselt zur Brunftzeit zwischen den Rudeln umher

reifer Bock / reife Geiß

  • Rumpf der Böcke lang und massig; Träger wird tief getragen; Pinsel lang und breit
  • Böcke in dieser Altersklasse dominieren im Brunftgeschehen reife Geißen sind die
  • Böcke in dieser Altersklasse dominieren im Brunftgeschehen
  • Reife Geißen sind die stärksten Stücke im Rudel; führen fast immer Kitze und bilden den Kern des Rudels
  • ob führend, nur sicher zu erkennen beim Säugen, da sich die Stücke oft vom Rudel entfernen und das Kitz in die Obhut einer ,,Tante“ übergeben
  • Decke vom glänzenden Schwarz ins Braunstichige übergehend
  • unter den Lichtern können sich halbmondförmige graue Flecken bilden
  • Krucken überragen auffallend die Lauscher; weit ausgelegt bei den Geißen; Bockkrucken im unteren und mittleren Teil dick und meist gut gehakelt

alter Bock / alte Geiß

  • Rumpf wirkt ,,eckig“ durch abnehmende Muskelmasse und Abnutzung der Bänder und Gelenke
  • Flanken eingesunken; Bauch und Rücken hängen durch
  • knochiges Altersgesicht mit groß wirkenden Lichtern; Kopfpartie kann so hell werden, das Zügel nur noch undeutlich zu erkennen sind
  • gesamte Färbung des Körpers wird heller (fahlbraun, dem Haar fehlt der Glanz); Bock hat nach der Brunft ruppiges Aussehen
  • Böcke erreichen mit 12 Jahren ihre Altersgrenze; Geißen können noch mit 15 Jahren und darüber führen
  • Bockkrucken ,,dick bis oben“, gut gehakelt aber mitunter beschädigt; Gamskrucken in der Regel lang, dünn und weit ausgelegt

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