Wildkaninchen

Wildkaninchen

wurden erst im 18. und 19. Jahrhundert in unseren Wildbahnen heimisch. Aus ihrer Urheimat, Nordafrika und Spanien, kamen sie aber schon im 12. Jahrhundert in Klöster und Burggärten. In den so genannten Königleigärten wurden Kaninchen als Spieltiere gehalten. Aus diesen Gehegehaltungen entwichen sie sich dann in die freie Wildbahn und wurden in Deutschland fast überall heimisch. Durch Einbürgerungen und Massenvermehrungen in überseeischen Ländern (z.B. Australien, Neuseeland) kam es zu schwerwiegenden ökologischen und wirtschaftlichen Schäden. Das Kaninchen wurde in großen Teilen dieser Länder zur Landplage. Die starke Vermehrung auch in unseren Revieren führte dazu, dass es zunehmend zu Wildschäden durch Kaninchen kam. Daraufhin wurde schon im Reichsjagdgesetz von 1934 ein Aussetzungsverbot für diese Art ausgesprochen. Das Aussetzen von Wildkaninchen ist nach dem Bundesjagdgesetz auch heute noch verboten. Die Besatzdichten waren immer sehr unterschiedlich und unterliegen auch heute noch großen Schwankungen. Die ehemals hohen Besätze in Deutschland, die keiner besonderen Hege bedurften, sind durch die Myxomatose und besonders in den letzten Jahren durch RHD (Chinaseuche) Existenz bedrohend zusammen gebrochen. Nur sporadisch lokal, vornehmlich im urbanen Bereich treten zurzeit noch nennenswerte Besätze auf. Heute werden die meisten Kaninchen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig- Holstein erlegt. Kaninchen haben viele Namen. Karnickel aber auch Lapuz, Kunelle oder Lapin sind gebräuchlich Scherzhaft wird das Kaninchen auch Sandhase oder Lamprette genannt.

Systematik

Ordnung: Hasentiere
Unterordnung: keine

Familie Hasenartige
Gattung: Altweltliche Kaninchen
Art: Wildkaninchen

Hasen und Kaninchen sind als Angehörige verschiedener Gattungen nicht miteinander kreuzbar: Bastarde zwischen ihnen gibt es daher nicht. Häufig ist aber zu beobachten, wo das Kaninchen dominiert, weicht der Feldhase aus. Unterschiedliche Umweltbedingungen ließen beim Kaninchen verschiedene Unterarten entstehen. Eine uneinheitliche Benennung schließt eine eindeutige Zuordnung aus. Das Kaninchen wurde frühzeitig in Gefangenschaft gehalten und so zum ,,Stallhasen“ domestiziert.

Beschreibung

Das Wildkaninchen ist deutlich kleiner als der Hase. Es kann ausgewachsen bis 45 cm groß werden und erreicht ein Gewicht von 1,5 bis 2 kg. Das ist etwa ein Drittel des Gewichtes eines Hasen. Die Löffel sind kürzer as der Schädel, sie erreichen angedrückt nicht die Äserspitze und haben keine schwarzen Spitzen Das Auge ist dunkel. Das einfarbige graubraune Haarkleid hat eine blaugraue Unterwolle. Im Nacken ist ein auffälliger brauner Fleck zu erkennen. Die Kehle und die Bauchseite sind hellgrau bis weiß gefärbt. Farbabweichungen sind möglich. Ganz schwarze Tiere oder ganz weiße Tiere kommen vor. Das Wildbret des Kaninchens ist relativ kurzfaserig, sehr schmackhaft und sehr hell, fast weiß. Durch die kürzeren Hinterläufe wirkt das Kaninchen gedrungener und anmutiger als ein Hase. Auffällig ist auch der rundliche Kopf. Durch die kürzeren Hinterläufe kann es keine so weiten Sprünge machen wie ein Hase. Das Kaninchen hat vorne 5. hinten 4 Zehen. Die Sohlen sind ohne Ballen und Duftdrüsen.

Beachte: Das Europäische Wildkaninchen gilt weltweit als der bekannteste Vertreter der Hasenartigen In unseren Revieren sind die Besätze durch Seuchen stark zusammengebrochen.

 Lebensweise / Verhalten

  • Kaninchen leben sehr gesellig in Kolonien (Familienverbände).
  • Das Zentrum bildet ein größerer Bau mit bis zu 30 Röhren, der von mehreren kleineren Bauen (mit 2-3 gewinkelten Röhren) umgeben ist. Baue sind selbst gegraben und werden ganzjährig genutzt. Es können mehrere Ausgänge vorhanden sein, die gewöhnlich im Schutz von Gebüsch münden. Die Röhren sind so eng, dass sie das Passieren der Kaninchen gerade noch erlauben.
  • Der Durchmesser der Kessel beträgt 30 bis 60 cm
  • Die Länge des Gangsystems kann 50 m erreichen und 3 m tief in das Erdreich gehen
  • Bevorzugt werden sonnige Hänge, Böschungen und Dämme.
  • Die Kaninchen graben mit den Vorderpfoten, die Hinterläufe werden zum Wegräumen des Scharmaterials benutzt
  • In Ausnahmefällen, wenn keine Möglichkeit des Grabens besteht, leben Kaninchen auch oberirdisch.
  • Der Aktionsraum eines Familienverbandes erstreckt sich auf einen Umkreis von 500 bis 800 Meter
  • Die gefundene Röhrenzahl gibt keinen Aufschluss über die wirkliche Anzahl der vorhandenen Kaninchen (Besatzdichte)
  • In der Kolonie besteht eine feste Rangordnung, die bei den Rammlern auch umkämpft wird
  • Das gemeinsam besiedelte Territorium wird durch Kotplätze, ausgebrachtes Analdrüsensekret und Urin markiert.  Zuwandernde Kaninchen aus anderen Populationen werden vertrieben.
  • Der Tages- bzw. Ruheaufenthalt ist in der Regel der Bau. Bei günstigen Witterungsverhältnissen (ruhige und sonnige Tage) sind Kaninchen auch im Freien zu beobachten.
  • Kurzeitig wird tagsüber geäst. Dabei suchen verschiedene Einzeltiere nicht nicht gleichzeitig die Äsungsflächen auf
  • Erst in den Abendstunden sind fast alle Tiere der Kolonie auf den Äsungsflächen zu beobachten. In den zeitigen Morgenstunden verlassen sie diese und suchen ihre Baue wieder auf (dämmerungsaktiv)

Lebensraum

  • Verbreitet ist das Kaninchen in fast allen west- und mitteleuropäischen Ländern. Im Osten verläuft die Ausbreitungsgrenze durch Polen, Tschechien und Ungarn. In Italien kommt es kaum noch vor.
  • Außerhalb Europas wurde das Kaninchen in Australien, Neuseeland, Feuerland und Chile angesiedelt. In diesen Gebieten nahmen mit seiner Ausbreitung die Schäden in der Landwirtschaft erheblich zu. Das Kaninchen wurde zu einer Problemwildart
  • Die bevorzugten Lebensräume haben trockene, relativ lockere, aber trotzdem bindige Böden. Die Bodenverhältnisse sollten die Möglichkeit bieten, Erdbaue zu graben
  • Limitierend ist ein niedriger Grundwasserstand
  • Reine Ackergebiete mit intensiver Bewirtschaftung werden gemieden. Dort kommen die Kaninchen nur auf Brach- oder Stilllegungsflächen sowie am Rande kleinerer Feldgehölze und in Hecken oder Knicks vor
  • Eine geringe Vegetationshöhe wird bevorzugt. Lebensräume mit hohem Beutegreiferdruck, z.B. durch Fuchs, Marder, lltis u.a. werden gemieden
  • Das Kaninchen ist ein Kulturfolger
  • Vor allem Kleingartenanlagen, Parks, Friedhöfe, Campingplätze, Lagerplätze (z.B. Holz) oder auch geschüttete Dämme (z.B. Bahndämme) werden zunehmend als Lebensraum bevorzugt.
  • Sind geeignete Unterschlupfmöglichkeiten, z.B. unter Gartenlauben vorhanden, wird auch auf das Graben von Bauen verzichte

Das Kaninchen ist ein Kulturfolger Es lebt gesellig in Kolonien.
Kaninchen und Feldhase gehören verschiedenen Gattungen an

Sinne/ Lautäußergungen

  • Der Gesichtssinn ist ähnlich wie beim Hasen gut entwickelt.
  • Dem Kaninchen entgeht kaum ein Geräusch oder eine Bewegung. Es sichert sehr gut nach oben (Gefahr durch Greifvögel). Ruhende Objekte werden allerdings nur ungenügend erkannt.
  • Der Geruchssinn ist ebenfalls gut ausgeprägt.
  • Bodenerschütterungen werden ebenfalls sehr gut wahrgenommen
  • Gewöhnlich ist das Kaninchen stumm.
  • Bei Gefahr, Schmerz oder auch Angst gibt es einen kreischenden, pfeifenden Schrei von sich getrommelt
  • Bei Gefahr wird mit den Hinterläufen auf den Boden getrommelt und die Tiere in der Umgebung gewarnt. Kaninchen suchen dann blitzschnell die Baue auf.
  • Das Kaninchen ist noch gewandter als der Hase (schlägt auch Haken), ermüdet aber sehr viel schneller als dieser (hat kleinere Lunge als der Hase)

Nahrung/ Fraß

  • In der Nahrungswahl ist das Kaninchen wenig spezialisiert und relativ anspruchslos
  • Es äst Gräser, Kräuter, Triebe, Knospen und Nadeln von zugänglichen Bäumen und Sträuchern sowie landwirtschaftliche Kulturpflanzen wie z.B. Getreide und Hackfrüchte. Baumrinde wird geschalt
  • Die aufgesuchten Äsungsplätze liegen in unmittelbarer Nähe der Baue. Dort wird der Pflanzenwuchs ganz systematisch vom Rande her abgeäst und kurzgehalten.
  • Es kann zu erheblichen ersatzpflichtigen Wildschäden kommen.
  • Besonders im Winter, in Notzeiten mit hoher Schneelage, sind auch forstliche Wildschäden möglich (Verbiss junger Pflanzen und Schälschäden an glattrindigen Laubbäumen)
  • Zu größeren Schäden kann es auch in Gärten und Obstplantagen kommen

Gebiss

  • Das Gebiss besteht einer geringen Anzahl von Zähnen, die sich aus stark ausgebildeten Schneidezähnen im Ober- und Unterkiefer und flachkronigen Backenzahnen zusammensetzen.
  • Abgesehen von der Größe entspricht das Gebiss dem des Hasen. Auffällig sind die je zwei großen nachwachsenen Schneidezähne (Nagezähne) im Ober- und Unterkiefer.
  • Im Oberkiefer werden diese durch zwei Stiftzähne ergänzt.
  • Durch gegenseitigen Abschliff werden die Schneidezähne scharf gehalten.
  • Durch das Fehlen der Eckzähne ist im Ober- und Unterkiefer ist eine breite Zahnlücke (Diastema) zu erkennen.
  • Anomalien (Keilerhasen) sind beim Kaninchen seltener zu beobachten als beim Hasen

Wenn Kaninchen in der entsprechenden Größenzahl auftreten, kann es zu erheblichen Wildschäden kommen, die ersatzpflichtig sind. 

 


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